Die ersten Lockerungen sind da, aber ich vermisse vor allem die spontanen Abende mit Freunden immer noch sehr. Im Stall ist dafür alles wie immer – bei uns ist ja sowieso kein Publikumsverkehr, und es ist eher ruhig.

Auch wenn wir im Moment keine konkreten sportlichen Ziele verfolgen, bringen wir nicht weniger Zeit für die Entwicklung und das Wohlergehen unserer Pferde auf. Eigentlich verbringe ich sogar mehr Zeit im Stall als sonst, weil ich ja sonst kaum Termine habe.

Unser vierjähriger Zegna entwickelt sich körperlich immer mehr und verändert sich quasi beim Zusehen. Er hat sein Arbeitstempo gefunden und schwingt förmlich über den Platz. Schenkelweichen macht ihm Spaß, und er wird immer feiner am Bein. Das Vertrauen zwischen uns beiden ist groß, und er scheint mich als faire Partnerin zu sehen. Manchmal habe ich den Eindruck, er ist überrascht über sein eigenes Bewegungspotential. Ich übe mich umso mehr in Geduld und Zurückhaltung; er kommt viel raus aufs Paddock und auf die Koppel. Er würde bestimmt jeden Tag alles geben, aber es ist einfach wichtig, einen Vierjährigen auch wie einen Vierjährigen zu behandeln.

Das ist eigentlich meine Philosophie bei allen Pferden: Ihr Talent und ihre Arbeitsbereitschaft dürfen nie dazu führen, dass wir sie gesundheitlich überbeanspruchen. Solange ich nicht nächste Woche auf den Punkt in Form sein muss, brauche ich keine Lektionen zu reiten, sondern ich gymnastiziere die Pferde und halte sie mit einem abwechslungsreichen Programm bei Laune, also neben dem Reiten in der Bahn auch Ausreiten, Handarbeit und Longieren und natürlich Weidegang.

Auch in Bezug auf meine persönliche Fitness bin ich erfinderisch geworden. Die Personal Trainerin meines Bruders bietet jetzt online einen Yogakurs an, weil auch sie irgendwie durch die Krise kommen muss. Den habe ich gleich mal abonniert. Außerdem lege ich täglich etliche Kilometer auf Inlineskates zurück. Dieser Ausgleichssport hilft mir auch beim Reiten. Meine Koordination im Sattel verbessert sich dadurch – das brauche ich vor allem bei Leo. Dieses Pferd zu sitzen, ist wirklich ein Akt. Leo zu reiten, macht großen Spaß, aber wenn ich dann absteige, fühlt es sich an, als wäre ich mehrere Pferde geritten. So gigantisch seine Übersetzung, so enorm seine Präsenz im Viereck – und er lässt mich immer elegant aussehen 🙂

Unsere Valegra … braucht, glaube ich, einen Spiegel, so gern, wie sie bei jeder Gelegenheit ihr Spiegelbild bewundert. Sie ist aber auch durch die Arbeit wirklich schön geworden.

Jetzt habe ich noch gar nichts von Spezi erzählt! Ja, was soll ich sagen, ich glaube, er fühlt sich extrem ok. Er ist im Moment mit allem einverstanden, egal, welches Programm wir abspielen. Er liebt es, mit Leo zusammen auf einer Koppel zu sein, wo sich die beiden gegenseitig kraulen können. Auch die Physio mit Lasse, der neulich einen ganzen Tag für alle da war, scheint er besonders zu genießen.

Mit Frank, meinem Trainer, erarbeiten wir eine neue Kür für Leo. Ariane, unsere Pflegerin, ist ein Segen für alle, so dass ich zum Glück nach wie vor sagen kann: Trotz Corona-Krise läuft‘s.

Ich hoffe, dass ist bei Euch allen auch so, und wir sehen uns bald in „sonnigeren“ Zeiten!

Eure Jessica

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