Liebe Freundinnen und Freunde,

liebe Besucherinnen und Besucher meiner Website,

wie jedes Jahr versuche ich, kurz vor Weihnachten meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen über die Geschehnisse des Jahres und das, was noch kommen mag …

An dieser Stelle bedarf es eines kräftigen Seufzers, denn etwas noch nie Dagewesenes hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt: Dabei hatte ich im Frühjahr bei den ersten Corona-Maßnahmen noch gar nicht so ein schlechtes Gefühl und dachte, na gut, wenn wir dadurch alle etwas entschleunigt werden, dann wird das schon wieder. Mittlerweile über das Jahr hinweg haben die Zukunftssorgen, die Unsicherheit, die Einsamkeit und die Anonymität unter uns extrem zugenommen.

Was den Sport betrifft, so sind wir quasi zum Erliegen gekommen. Dabei fing alles so vielversprechend an: Unsere Turnierplanung stand; die die U25-Quali war geschafft, und auch sonst lief alles wie geschmiert.

Nach den ersten Lockerungen fuhren wir auch los zum Turnier … Nachdem wir die Pferde über die Monate hinweg fit gehalten hatten und auch sonst einiges Neues angefangen hatten, streikte Spezi (wie sich herausstellen sollte für zwei Monate), nachdem er sich auf der Weide verletzt hatte.

Anfang Juni begleitete mich unsere Valegra zum Turnier, und ich war begeistert von ihrer starken Persönlichkeit. So unerfahren sie noch ist, so professionell verhielt sie sich. Sie fährt super gerne auf dem LKW mit. Wir müssen geradezu aufpassen, dass sie nicht hochrennt. Herunter kommt sie dann Schritt für Schritt. Während des letzten halben Jahrs hat sie sich enorm gemacht und ist mittlerweile ein echter Hingucker! Die Einerwechsel springt sie wie aus dem FF, und auch mit Pi und Pa haben wir angefangen.

Dann ließ Mitte des Jahres Leo die Ohren hängen. Er legte sich nicht mehr entspannt hin, schlief oft im Stehen und schien nicht nicht konzentrieren zu können. Regelmäßig ließ er sein Futter stehen, und ich hatte Mühe, ihn zu motivieren. Es gab Veränderungen im Stall, und das machte ihm zu schaffen. Und trotzdem ließ er sich nicht hängen und versuchte, sein Bestes zu geben.

Leo ist der Sensibelste von allen, und er ist extrem harmoniebedürftig. Bei ihm muss ich meine Gedanken immer unter Kontrolle haben.

So hatten wir gute und schlechte Tage, und nach einer Phase mit sehr harmonischen Trainingseinheiten beschlossen wir, nach Bettenrode zum Turnier zu fahren. Dort musste ich mir dann aber eingestehen, dass ich seine Leistung nicht abrufen konnte. Wieder verweigerte er das Fressen, so dass wir den Heimweg angetreten haben und unterwegs mit ihm sofort in die Klinik gefahren sind. Nach verschiedenen Untersuchungen wurde eine schmerzhafte Magenschleimhautentzündung festgestellt.

Damit war für Leo natürlich erst mal Schluss für dieses Jahr. Ganz behutsam haben wir ihn wieder aufgebaut … und Mitte Oktober habe ich in Nettetal auf dem Pappelhof mit allen Pferden ein wunderbares Zuhause gefunden. Dort habe ich meine eigene, frisch renovierte Stallgasse mit Putzplatz – Solarium – Tackroom etc., dazu eine sehr schöne neue 60m-Halle und viele Wiesen und Paddocks! In der offenen Führanlage gibt es viel zu gucken, zum Beispiel fröhliche kleine Kinder, die dort in die Kindertagesstätte gehen. Es gefällt allen sehr gut, und Leo ist richtig aufgeblüht. Er schläft und frisst gut, und er ist gehfreudig wie nie zuvor. Fast habe ich das Gefühl, ein neues Pferd zu haben!

Auf dem Pappelhof gibt es rund um die Uhr Heu, und das gefällt vor allem Zegna sehr gut. Er ist runder geworden und sieht langsam richtig sportlich aus. Unser Nesthäkchen wird demnächst fünf und entwickelt sich bestens.

Umso neugieriger wäre ich natürlich darauf, die Pferde auch unter Turnierbedingungen auszuprobieren. Dass der Pferdesport so zum Erliegen kam, hätte ich nie für möglich gehalten, und ich würde gern alles daran setzen, dass es weiter geht. Das wünsche ich natürlich allen Sportarten, aber wir haben es ja zusätzlich mit lebenden Tieren zu tun, für deren Wohlergehen wir verantwortlich sind. Und bei Pferden bedeutet Wohlergehen nun einmal Bewegung. Ich habe es da als „Einzelkämpferin“ noch verhältnismäßig gut – und fühle mit den vielen Reitvereinen, die jetzt dafür sorgen müssen, dass ihre Schulpferde gut durch die Krise kommen. Was da jetzt an Einsatz für die Tiere gezeigt wird, ist bewundernswert und rührend!

Kurz bevor das Wort „Corona“ anfing, die Schlagzeilen zu beherrschen, bin ich zu Hause ausgezogen. Nach anfänglichem Heimweh habe ich mich gut eingelebt. Da ich mit meiner Mama gemeinsam im Stall bin, mein Bruder regelmäßig bei mir übernachtet und Papa mich jeden Tag mindestens einmal anruft, würde ich sagen, unser Verhältnis ist fast noch enger als zuvor. Ich liebe es, Zeit mit meiner Familie zu verbringen und hoffe, dass wir bald wieder alle zusammenkommen können. Mir fehlen meine Omas, Tanten und Onkel und meine Cousinen doch sehr und unsere gemeinsamen Urlaube und Familientraditionen. Bei uns im Ort gibt es ein Restaurant, in dem unsere gesamte Familie und viele Freunde Stammgäste sind. Oft treffen wir uns dort mitten in der Woche rein zufällig und ohne Absprache und verbringen spontan schöne Abende miteinander. Auch das wünsche ich mir hoffentlich demnächst zurück.

Ich hoffe und wünsche, dass ein jeder von uns auf seine Art und Weise einen Weg findet, mit den Veränderungen im Großen und im Kleinen zurecht zu kommen, und dass wir gemeinsam wieder zueinander finden. Die ganze Tragweite der aktuellen Situation ist für uns alle noch nicht absehbar, und ich hoffe auch, dass Neuentwicklungen neue Chancen bringen (Not macht erfinderisch) und dass wir durch Kreativität Verbesserungen herbeiführen (auch für unseren Sport).

Krisen kommen und gehen, hoffentlich auch diese. Andere wichtige Dinge wie soziales Engagement und Umweltschutz dürfen nicht vergessen werden. Wir müssen heute mehr denn je achtsam miteinander umgehen – und verstehen, dass jeder diese Krise anders erlebt. Letztlich liegt uns doch allen daran, wieder in eine bessere Zukunft blicken zu können.

Ich wünsche allen ein schönes Fest und zumindest ein Stück Normalität in der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel!

Alles Liebe

Jessica

Information

Technische Betreuung: bschnell.de

Haftungsausschluss: Siehe Disclaimer