Dann geht es halt nach Unna, so dachten wir als die Nachricht von der Absage des Turniers in Saumur kam. Borja, mein Trainer, fuhr als Ausgleich nach Mannheim und ich halt nach Unna. Da Unna an und für sich nicht so weit von Gut Auric entfernt liegt, aber doch recht weit von Heinsberg, beschlossen wir über Nacht zu bleiben, was sich als richtig herrausstellte.

Die Strecke ist der Horror! Man fährt von Baustelle zu Baustelle und quer durch den Ruhrpottstau. Endlich angekommen, war ich angenehm überrascht, welche Größenordnung dieses Turnier hat. Ein anspruchsvolles Niveau in Springen und Dressur, die DM der Berufsreiter inklusive.

Die Anlage ist richtig toll und sehr professionell ausgestattet, sehr gut organisiert, ein reibungsloser Ablauf, ein anspruchsvolles Viereck, und wenn man eines dort nicht konnte, dann war es verhungern – Essensstände für Mensch und Tier 🙂

Ich blieb also über Nacht und da wir ja Saumur geplant und Zuhause alles darauf hin organisiert hatten, konnten wir uns entspannt voll und ganz Leo widmen, was er natürlich sehr genossen hat. Ich schreibe das ja immer wieder mal, wie schön es ist, während eines Turniers mein Pferd mal 24 Stunden bei mir zu haben. Da ich ja nicht an der Reitanlage wohne, komme ich nur dann in den Genuss, mein Pferd – in diesem Fall Leo – ins Bettchen zu bringen und auch morgens die erste zu sein, die ihn wecken darf. Zeit zum Knuddeln inklusive 🙂

Vor der Prüfung am Samstag zeigte ich Leo in aller Herrgottsfrühe das Viereck, und er war zutiefst beeindruckt. Rundherum standen große Palmen in Terracotta-Töpfen, und dazwischen befanden sich Strandkörbe, in denen die Zuschauer bequem verweilen konnten. Ein Zelt und sämtliche Schirme, eine große Anzeigetafel etc., also viel zu gucken. Es ging ein starker Wind, aber es war warm und sehr sonnig. Die Geräuschkulisse war gewaltig, da die Anlage direkt an die Autobahn grenzt. Ich plante mit Leo für unsere Prüfung 35 Minuten Vorbereitungszeit ein, und ich glaube, wir haben das so ohne Trainer ganz ordentlich hinbekommen. Man sollte doch meinen, dass ich das nach all den Jahren intensiver Begleitung auch mal alleine schaffen kann.

Es gab kleinere Störungen in unserer Prüfung; hin und wieder stockte Leo, weil er etwas abgelenkt war, doch er vertraute mir und zeigte alle Lektionen. Das ein oder andere hätte noch etwas geschmeidiger sein können bzw. er reagierte etwas über in der ersten Piaffe oder später nochmal vor der zweiten Pirouette, doch mit 68.447% lag ich gar nicht so verkehrt, und wir erritten uns den vierten Platz in unserer ersten Inter B.

Unser Protokoll las sich vielversprechend. Es gab schöne Noten für einzelne Lektionen, und damit kann man arbeiten.

Nach unserem Mittagessen schauten wir uns einige Prüfungen an, und wir genossen das Mutter-Tochter Dasein. Wir legten und in die Sonne, und Leo graste tiefenentspannt neben uns her. Kurz bevor es dunkel wurde, spazierte ich nochmal mit Leo über den Platz; er bekam noch eine Nachtportion Mash und ein warmes Deckchen, denn es hatte sich am Abend doch sehr abgekühlt. Da wir überhaupt keinen Drang hatten, irgendwo hinzugehen, schaute ich mit meiner Mom warm eingekuschelt in meiner Decke im LKW einen schönen Film.

Sonntags fand die Inter II erst am Nachmittag statt. Ich war achte Starterin, also mittendrin. Zeit genug, um uns das Stilspringen der Klasse E anzuschauen. Die Prüfung weckte viele Erinnerungen, und ich muss sagen, dass dies eine wunderschöne Zeit in meiner Kindheit war. Als Sechsjährige ritt ich mit Smarty schon Springreiter-Wettbewerbe, und während ich denn kleinen Schnuten zuschaute, die da so ehrgeizig über die Hindernisse flogen, dachte ich „Ja ,genau so warst du auch“ 🙂

Für Leo hatte ich heute eine knappe halbe Stunde eingeplant, denn es war ziemlich warm. Er war spritzig und frisch, aber auch entspannter. Die Inter II ist für mich geläufiger, weil ich sie schon öfters mit Spezi geritten bin, entsprechend bin auch ich entspannter.

Leo hat es wieder gut gemacht, und die etwas überdrehte Pirouette ging auf meine Kappe. Die Störung vor den Einerwechseln wurde durch eine Palme verursacht, die umfiel, doch er sprang noch alle 11 Wechsel, nachdem ich neu ansetzte. Wir bekamen wiederum eine gute Benotung für diese doch noch etwas anspruchsvollere Prüfung als die Inter B.

Mit einer 68.6%, wieder nur mit 1 Pünktchen hinter dem dritten Platz und 10 Punkte vom Sieger entfernt, konnte ich mehr als zufrieden sein. Damit hatte ich noch nicht gerechnet, und ich bin sehr, sehr glücklich darüber.

Routiniert, wie wir sind, waren wir im Nu eingepackt und auf dem Heimweg, zwar mit einem Umweg über Oberhausen, aber schneller als über die Köln–Düsseldorf-Strecke, die am Sonntagabend erneut überfüllt war.

Ein sehr zum Kuscheln aufgelegter Spezi begrüßte mich recht herzlich, und als Trostpflaster für sein Daheimbleiben bekam er eine ordentliche Portion Äpfelchen.

Weiter geht es Ende des Monats nach Aachen. Auch nach Compiegne wollen wir. So ist der Plan.

Ich halte euch auf den Laufenden

Bis dahin, frohes Schaffen!

Lieben Gruß

Eure Jessi

 

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